Erst ging TV-Serien und Talkshows der Stoff aus, jetzt könnte auch die Golden-Globes-Gala zum Desaster werden: Die amerikanischen Drehbuchautoren wollen den renommierten Medienpreis bestreiken. Neue Runde im Kampf der US-amerikanischen Drehbuchautoren um eine bessere Vergütung: Die Autorengewerkschaft WGA, die Writers Guild of America, hat angekündigt, die Verleihung der Golden Globes am 13. Januar zu bestreiken. Bis zu 20 Millionen TV-Zuschauer könnten Zeugen werden - soviele sahen die Gala 2007.
Die Golden-Globe-Gala in Beverly Hills werde von der Produktionsfirma Dick Clark Productions organisiert, hieß es zur Begründung. Auch gegen diese Firma wird gestreikt. Zwar habe die WGA großen Respekt vor der Hollywood Foreign Press Assocation, der Veranstalterin der Verleihung. Die WGA sei jedoch in "einem entscheidenden Kampf" für das "Einkommen und die Urheberrechte der nächsten Generationen".
Größte Sorge der Veranstalter: Die Golden-Globe-Gala könnte durch eine Streikpostenkette behindert werden. Viele Stars würden in einen Konflikt gestürzt, vor allem jene, die der WGA-Schwestergewerkschaft Screen Actors Guild nahe stehen.
So hat Schauspielerin Glenn Close, die als Hauptdarstellerin der TV-Serie "Damages" für einen Golden Globe nominiert ist, sich bereits solidarisch mit der WGA erklärt: "Ich würde niemals eine Streikpostenkette durchbrechen." Close entspricht damit der WGA-Empfehlung an die Nominierten, der Gala fernzubleiben. Von Stars wie Tom Hanks und Johnny Depp ist dagegen weniger Solidarität am roten Teppich des "Beverly Hilton Hotel" zu erwarten, da auch ihre aktuellen Projekte durch den Autorenstreik blockiert werden.
Die Hollywood Foreign Press Association (HFPA), von der die Golden-Globe-Verleihung organisiert wird, hatte gehofft, mit der WGA eine Ausnahmeregelung zu erzielen, wie sie für die zwei Talkshows von David Letterman im Fernsehkanal CBS vereinbart wurde.
David Lettermans "Late Night Show" wurde am Mittwochabend zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder ausgestrahlt - inklusive des bewährten Teams aus WGA-Gagschreibern. Das macht die Letterman-Show attraktiv für Stars: Gestern hatte er Robin Williams zu Gast, heute Ellen Page, morgen Donald Trump.
Lettermans Konkurrent Jay Leno hat es schwerer, hochrangige Prominenz für seine "Tonight Show" auf dem Sender NBC zu gewinnen. Zwar startete auch Leno wieder regulär am 1. Januar - jedoch ohne das übliche Autorenteam. Stars von Rang bleiben daher entweder fern, weil sie sich mit den streikenden Autoren solidarisieren - oder weil sie flache Gags fürchten.
Mehr als 3000 US-Drehbuchautoren für Film und Fernsehen sind seit dem 5. November im Streik. Populäre TV-Shows wie "24" oder "Desperate Housewives" können nicht mehr aktuell produziert werden, bis zu 21 Millionen Dollar täglich kostet der Ausstand die TV- und Filmindustrie. Die WGA fordert für ihre 12.000 Mitglieder eine höhere Beteiligung an DVD-Tantiemen sowie an den Einnahmen bei neuen Medien wie Internet und Mobilfunk. Die Filmstudios halten dagegen, eine höhere Vergütung sei wachstumsgefährdend.
(Quelle: www.spiegel.de)